Was war jetzt das? Zur Informationsveranstaltung des Staatlichen Bauamts Landshut am 13. Dezember 2018

Am 13. Dezember 2018 hatte das Staatliche Bauamt Landshut zu einer nachmittäglichen Informationsveranstaltung über den Weiterbau der B15 neu geladen. Konkret ging es um den Teil der Neubautrasse, der beschönigend „Landshuter Ost-Umfahrung“ genannt wird. Mit diesem Teilabschnitt der B15 neu soll aber tatsächlich der Dammbruch gelingen: die gelbe Autobahn überspringt damit nämlich die querende A 92 und befördert, so die Planung, 40.000 Kfz am Tag auf das Landstraßennetz südlich der Autobahn.

Jetzt also eine Informationsveranstaltung. Das Bauamt hatte keine Kosten gescheut und eine Agentur mit der Ausarbeitung von 3D-Animationen zur Trassenführung beauftragt. Vermutlich eine 5-stellige Ausgabe auf Kosten des Steuerzahlers. Und das Ergebnis? Vier farbige Computeranimationen über die projektierte Trasse, von Nord nach Süd, dann von Süd nach Nord, jeweils virtuell überflogen und später virtuell befahren. Die Reise beginnt am fertigen Kreuz von A 92 und B15 neu, hervorgehoben werden der grüne Tunneldeckel bei Ohu, die Grundwasserwanne wegen der notwendigen Verlegung des Langenmühlbachs, ein aufgeforsteter Auwald, die 396 m lange Brücke über die Isar, Überflughilfen für Vögel und Fledermäuse bis zum vorläufigen Ende der Ausbaustrecke an der Kreisstraße LA 14 bei Dirnau und wieder zurück.

Animation von www.ou-landshut.de/index.php/aktuelles/27-3d-visualisierung-des-ersten-bauabschnitts-der-ost-umfahrung-landshut

Den rund 150 Besuchern wurde ausdrücklich untersagt, Fragen während einer offenen Diskussion zu stellen. Verwiesen wurde stattdessen auf die Möglichkeit zu Einzelgesprächen mit Fachleuten vom Amt und aus den Ingenieurbüros an den vorbereiteten Themeninseln. Überwiegend junge Mitarbeiter mussten sich dort den besorgten Fragen der Bürgerinnen und Bürger stellen. Die Verantwortlichen hatten sich derweil schon einen schlanken Fuß gemacht.

Eine Besucherin der Veranstaltung machte sich Sorgen, ob die Ost-Umfahrung wirklich die gewünschte Verkehrsentlastung für Landshuts Innenstadt bringen werde. Entnervt entgegnete ihr der Experte an der Themeninsel: „Ich selbst setze mich ja auch ein für den Ausbau des Radwegenetzes und des ÖPNV in der Stadt.“ Aber er finde dafür bei den Verantwortlichen wenig Gehör.

Was passiert mit dem Verkehr, wenn die B15 neu wie geplant an der Kreisstraße LA 14 enden wird? Man hörte die Befürchtung, dass sich dann der Verkehr ungeregelt in die Region schieben wird, in bisher weitgehend intakte Kulturlandschaft.

Verkehrsaufkommen 2018 – Quelle: Staatl. Bauamt Landshut
Verkehrsprognose 2030 – Quelle: Staatl. Bauamt Landshut

Und ein Ehepaar, das heute schon die Terrasse seines Häuschens bei Dirnau je nach Windrichtung wegen des Verkehrslärms der A 92 nicht mehr nutzen kann, musste erfahren, dass mit der prognostizierten Verdoppelung des Verkehrsaufkommens südlich der A 92 die Lärmemissionen um 3 dB steigen werden. „Und das müssen Sie wissen“, erklärte ihnen der Ingenieur an der Themeninsel offen, „eine Steigerung um 3 dB bedeutet eine Verdoppelung des Lärms.“ Und er blickte den beiden Anwohnern bedauernd in die Augen.

Dass auch die notwendigen Grundwasserwannen (nördlich der A 92 und am Langenmühlbach) keine Standardbauvorhaben sind, konnte man ebenfalls hören: „Spundwände müssen tief in den Grund getrieben werden und die Verankerungen müssen so ausgeführt werden, dass das Grundwasser weiter fließen kann.“ Kein einfaches Unterfangen, sondern eines, was permanente Überwachung und Wartung nach sich zieht.

An anderer Stelle berichtete eine Verkehrsplanerin, dass auch für die Autobahndirektion der Erwerb von Ausgleichsflächen für die Landwirte zunehmend schwierig werde, „denn wir können nicht jeden Preis zahlen, und die Bodenspekulation hat längst begonnen.“ So steht zu vermuten, dass Bauern eher nicht mehr mit Ersatzflächen werden rechnen können. Weitere Landwirte werden aufhören und ihr Besitz wird an Investoren fallen, die einen maximalen Gewinn aus dem Boden holen wollen. Ade, regionale und biologische Landwirtschaft und Artenvielfalt.

Ob das unbeirrte Festhalten der Politik am Ausbau des Fernstraßenwegenetzes noch zeitgemäß ist, bezweifelten auch andere der anwesenden Experten an den Themeninseln. Gerade angesichts des in absehbarer Zeit fertiggestellten Brennerbasistunnels sollten Güter vermehrt auf die Schiene kommen. Die Industriebetriebe im bayerischen Chemiedreieck setzen längst auf diesen Lösungsweg. Und wie man hört, scheint diese Weisheit mittlerweile auch in den Berliner Ministerien angekommen zu sein.

Ob die Kunde auch im Landshuter Amt, beim bayerischen Landtag und im Verkehrsministerium gehört wird? Hoffen wir’s, dass dies bald geschieht. Und hoffen wir weiter, dass unsere politischen Vertreter auch mutig daraus die notwendigen Schlüsse ziehen und den Baustopp der B15 neu südlich der A 92 anordnen.  Die Bürger, so bekam man den Eindruck auf der Infoveranstaltung des Bauamts, sind da schon weiter.

Was haben Sie auf der Veranstaltung erlebt? Was haben Sie dort in Erfahrung gebracht? Schreiben Sie uns unter info@stop-b15-neu.de


aktualisiert am 17. 12. 2018, 13:46

Lesen Sie dazu auch die beiden Leserbriefe an die Landshuter Zeitung vom 19.12.2018
Zur Ankündigung der Veranstaltung am 13.12.2018
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