Schäden an Umwelt und Landschaft

Hohe Umweltbeeinträchtigung lt. BVWP2030

Gerade der sogenannten Süd-Ost-Umfahrung von Landshut, dem ersten Abschnitt der B15 neu, wird vom Bundesverkehrswegeplan (BVWP) eine „hohe Umweltbeeinträchtigung“ attestiert. Sie durchschneidet sowohl die Isarauen, als auch den Schutzwald der Isarhangleiten sowie das Natura 2000-Gebiet südlich davon. Diese Eingriffe sind nicht ausgleichbar. Deswegen befürwortete das Umweltbundesamt die Streichung.

Die folgende Karte zeigt die Zerschneidung der Leiten der unteren Isar.

http://www.ou-landshut.de/images/pdfs/2015-10-29_Schober_Isarleiten_Fall1a-b-c.pdf

Deutschland hat bereits eines der dichtesten Straßennetze der Welt …

… und trotzdem treibt die Politik auch im Jahr 2023 den Neu- und Ausbau von Straßenprojekten weiter voran.

Was das bedeutet? Das bedeutet: Neubau und Ausbau nach den Vorgaben oft jahrzehntealter Planungen. Das bedeutet: Abgeholzte Wälder, versiegelte Moore und wertvolle Anbauflächen, die der Landwirtschaft entzogen werden. Das bedeutet: Steigende Gefahr von Hochwässern und gehemmte Grundwasserneubildung. Das bedeutet: Immense CO2-Ausschüttungen beim Straßenbau und für eine emissionsintensive Mobilitätsform.

Studien belegen es längst: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.

Bauboom führt zu Knappheit bei Sand und Kies

„Sand und Kies sind wegen des Baubooms in Bayern gefragt wie nie. Da bestehende Gruben aber nach und nach leergebaggert sind, halten die Unternehmen Ausschau nach neuen Flächen. Aber es gibt Widerstand.“ Das berichtete BR24 am 25. 05. 2019 auf seiner Website.

BR24 liefert Fakten: „Der Bedarf in Bayern an heimischen mineralischen Rohstoffen für die Bauwirtschaft liegt bei ca. 150 Mio. Tonnen pro Jahr, allein Sand und Kies machen, Branchenschätzungen zufolge, rund 85 Mio. Tonnen aus.“

Der Rohstoff Kies werde zunehmend wertvoller. Denn in ganz Bayern würden das Straßennetz ausgebaut und zahlreiche neue Wohnungen errichtet. Aus wirtschaftlicher Sicht sei es wichtig, dass der Kies regional gewonnen werde.

Dazu der Gesellschafter eines Bauunternehmens aus Grafenrheinfeld: „Wir werden nur noch etwa für vier bis fünf Jahre Kiesvorräte haben. Das geht aber nicht nur uns so, sondern auch den umliegenden Kiesunternehmen. Wenn wir die Genehmigung nicht bekommen, muss der Kies aus 50 oder 250 Kilometer angefahren werden.“

In betroffenen Gemeinden sind Abbaugebiete höchst unbeliebt, heißt es weiter im Artikel. „Lärm, Gefahren durch Lkws und die Zerstörung der Landwirtschaft sind die Argumente.“ Laut Bund Naturschutz gehen durch den Abbau dauerhaft landwirtschaftliche Flächen verloren. Nur zum Teil werden sie später wieder verfüllt. Und selbst dann dauert es vier bis fünf Jahre, „bis die eingebrachte Erde wieder eine normale Bodenfunktion übernehmen kann“, kritisiert der Bund Naturschutz laut BR24. „Zudem sei keineswegs gesichert, dass für die Verfüllung der abgebauten Flächen genügend geeignetes Material beschafft werden könne und dass die aufgefüllten Flächen wieder die jetzige Bodengüte erreichen.“

Umso unverständlicher ist es, wenn bei dieser bekannten Rohstoffknappheit unsinnige Projekte wie die B15 neu südlich der Autobahn A 92 von der Politik stur weiterverfolgt werden.

Umweltschutz – war da nicht was? Sollten es wieder nur Lippenbekenntnisse gewesen sein, die fast jede etablierte Partei nach der desaströsen EU-Wahl von sich gab?

Land wird versiegelt, Kulturflächen vernichtet

Die B15 neu würde ca. 1000 ha Kulturlandschaft und Biotope vernichten. Je laufendem Meter Autobahn werden ca. 80 Quadratmeter Land verbraucht, alle drei Autobahnkilometer wird ein landwirtschaftlicher Betrieb zerstört. Der Bau der B15 neu zieht weitere Flächenversiegelung nach sich durch Zulauf- und Umfahrungsstraßen, aufwändige Flurumlegungsverfahren werden notwendig.

Land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen gehen verloren

Und das in einer Zeit, wo andernorts von Investoren sehr viel Geld für fruchtbares Ackerland und Waldbestände ausgegeben wird. Wenige Agrarkonzerne besitzen immer mehr landwirtschaftliche Fläche. Es gilt als lukrativ, in Ackerland zu investieren! Und wir zerstören fruchtbare Böden bei uns?

In der Folge werden Pachtpreise steigen und Bauernhöfe sterben

Die Flächenverknappung wird die Pachtpreise weiter steigen lassen. Für viele unserer traditionellen bäuerlichen Familienbetriebe bedeutet dies das Aus.

Eine in Jahrzehntausenden geformte Landschaft wird zerstört

Eine neu zu bauende Straße sollte sich der Landschaft anpassen, nicht umgekehrt. Die B15 neu ist als RQ 28 geplant, d.h. als eine 4-spurige Autobahn, mit Standstreifen und einer Breite von 28 Metern. Die geplante B15 neu schlägt eine Schneise durch die Landschaft.

Achtung Flächenfraß: Bayern verliert sein Gesicht!
© LfU/SZ
© LfU/SZ

Der Flächenfraß in Bayern ist dramatisch: Jeden Tag verschwinden rund 13,1 Hektar unter Beton oder Asphalt, das entspricht in einem Jahr ungefähr der Fläche des Ammersees.

In den letzten knapp 40 Jahren, seit 1980, wurden 50% bayerischen Bodens mehr zubetoniert und überbaut als in allen Jahrhunderten zuvor, seit unsere Region von den Volksgruppen der Räter und der Vindeliker in vorchristlicher Zeit besiedelt wurde (in der Grafik zeigt dies die rote Kurve „Siedlungs- und Verkehrsfläche“). Die Anzahl der Einwohner dagegen hat lediglich um 15% zugenommen. Hier geht es nicht nur um die wachsende Bevölkerung, es geht um Straßenneubau und um den Ausweis neuer Gewerbeflächen. Für die Landwirtschaft hat das einschneidende Konsequenzen: die Flächen für den Anbau unserer Lebensmittel gehen seit 2012 drastisch zurück (grüne Kurve). Statt einer gewachsenen Kulturlandschaft breiten sich zunehmend Gewerbeflächen und Logistikzentren aus.

Viele Bürger und ihre Verwaltungen wollen diese Entwicklung nicht länger hinnehmen. Immer mehr Gemeinden und Städte stimmen dagegen, dass ihre Heimat ihr typisches Gesicht verliert. – Es gibt Alternativen zum Flächenfraß. Ein Beispiel dafür gibt die Gemeinde-Allianz Hofheimer Land in Unterfranken.

Höhere Emissionswerte durch Stop-and-Go-Verkehr? Und wie verhalten sich dazu die manipulierten Abgaswerte deutscher Hersteller?

In der Tat: Stop-and-Go-Verkehr produziert 50% mehr CO2-Emissionen als fließender Verkehr, so eine neue Studie, die der ADAC in Berlin durchgeführt hat [1]. Anders allerdings ist das bei den als besonders schädlich bewerteten NOx-Emissionen: bei ihnen fällt der Unterschied deutlich geringer aus.[2]

Aber soviel ist auch klar: Fließender Verkehr in Städten entsteht nicht, weil Autobahnen andernorts gebaut werden, sondern weil Ampelphasen entsprechend geschaltet sind. Aber auch das hilft nicht wirklich, denn so etwas lässt sich nur jeweils für eine Fahrtrichtung optimieren, Fahrzeuge auf der Gegenfahrbahn haben das Nachsehen.[3]

Zudem fahren die Autos nie in einem Pulk mit homogener Geschwindigkeit, sondern der eine fährt schneller an, der andere langsamer. So gibt es in Städten zwangsläufig Stop-and-Go. Dabei spielt auch die Durchschnittsgeschwindigkeit keine Rolle.

Und jetzt wird’s interessant: Laut einer Messstationen-basierten Untersuchung von LUBW und LfU [4] liegen die NOx-Emissionen von Euro 6-Dieselfahrzeugen, also der strengsten Abgasnorm derzeit, im Innerortsbereich um den Faktor 1,6 – 8,5, im Außerortsbereich um den Faktor 1,7 – 7,7 über dem Grenzwert der Euro 6-Norm von 80 mg/km. Betrachtet man lediglich die Fahrten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit (über die gesamte Strecke) von unter 35 km/h (und damit innerstädtische Fahrten mit höherem Stop-and-Go-Anteil), so überschreiten die NOx-Emissionen den Grenzwert im Mittel um den Faktor 4,2 – 5,3.

Daraus folgt, dass die Stickstoffemissionen im Stop-and-Go-Verkehr max. eineinhalbmal so hoch wie bei fließendem Verkehrs liegen. Dagegen bewirken die Manipulationen der Emissionswerte der deutschen Automobilhersteller eine Steigerung der NOx-Werte um das 4,2- bis 5,3-fache!

Und dabei haben wir gar nicht einkalkuliert, dass Straßenneubau mehr Verkehr anzieht und zwar soviel, bis es erneut zu Staus kommt. Also ist mit dem Straßenneubau nur vordergründig etwas gewonnen, tatsächlich verschiebt man damit das Problem nur immer weiter in die Zukunft.

[1] ADAC-Studie von 2017

[2] Auto und Umwelt

[3] Tagesspiegel vom 28.01.2015

[4] Studie der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) und des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU)

EU-Kommission leitet Verfahren gegen Deutschland wegen Verstoßes gegen FFH-Richtlinie ein. Auch auf der B15 neu-Trasse gibt es FFH-Gebiete

Weil Deutschland – und dabei auch das Bundesland Bayern – den EU-Vorgaben zum Schutz der natürlichen Lebensräume wildlebender und für Europa typischen Arten nicht nachkommt, droht nun ein Verfahren. Hintergrund ist die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, kurz FFH-Richtlinie. Diese wurde 1992 von den Mitgliedstaaten der EU erlassen.

Auch auf der Strecke der B15 neu gibt es 2 FFH-Gebiete: das Thalhamer Moos bei Walkersaich und das Atteltal.

Die EU-Richtlinie sieht mehrere Schritte vor. Zuerst wählen die Länder Gebiete aus, die dann von der EU-Kommission bewertet werden. Bis hierhin ist das Verfahren für Deutschland abgeschlossen; gut 4.600 Flächen wurden definiert. Aber erst im nächsten Schritt wird es konkret: Die Staaten müssen die Flächen als „besondere Schutzgebiete“ ausweisen und festlegen, wie sie deren Wert langfristig sichern wollen.

„Die deutschen Bundesländer verstoßen klar gegen die EU-Naturschutzrichtlinien, weil sie zu wenig für den Erhalt besonders geschützter Lebensräume und Vogelarten tun“, erklärte der Naturschutzbund (Nabu) bereits 2014. Die damalige Analyse der einzelnen Bundesländer zeigt, dass nur drei ihre Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu mehr als einem Drittel erreicht haben. Die anderen Länder, und zu diesen gehört auch Bayern, erreichen nicht einmal diesen Minimalwert.

Deutschland drohen nun Zwangszahlungen.

(nach: www.taz.de/Gebiete-nicht-ausgewiesen/!157094/am 26.3.2015)
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