Beim Wagnerwirt in Taufkirchen/Vils konnten sich interessierte Bürger aus erster Hand über das Pro und Kontra zur B15 neu informieren. Christine Skala aus Velden vertrat die Position der Gemeinschaft der Gegner, Alexander Putz (FDP) die der Befürworter. Ewald Schurer, MdB für die SPD, gab einen Einblick in die augenblickliche politische Diskussion zur gelben Autobahn im Landtag und beim Bund.
Während A. Putz die Zukunftsfähigkeit der Region ohne die B15 neu als gefährdet ansah und ein weiter stark steigendes Verkehrsaufkommen für PKW (11 Prozent) und LKW (30) wegen des demografischen Wandels prognoszierte, legte Chr. Skala den Schwerpunkt ihrer Argumentation auf die Situation für die Taufkirchener. Dürfen die Bürger des Ortes mit der B15 neu bald auf eine Verkehrsentlastung hoffen? Wohl eher nicht.
Das Doppelplanungsverbot
E. Schurer wies darauf hin, dass ein Doppelplanungsverbot des Bundes Baumaßnahmen an der bestehenden B15 verbietet, sobald an der B15 neu über die A92 bei Landshut hinaus geplant wird. Taufkirchen und andere stark belastete Orte entlang der Bundesstraße müssen dann auf eine Entlastung verzichten. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann erwarte, so Schurer weiter, einen Baubeginn aus finanziellen Gründen keinesfalls vor 2030.
Und in Berlin, so Schurer, bereite der Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt seine Kollegen in den Ländern darauf vor, dass künftig Erhalt vor Neubau gehe.
Interkontinentale Trasse für den Schwerlastverkehr
Skala betonte, dass es die eigentliche Aufgabe der B15 neu sei, dem interkontinentalen Schwerlastverkehr eine weitere Nord-Süd-Achse – neben der A9 – anzubieten, und sie stellte die Frage nach dem Nutzen so einer Trasse für die Bürger unserer Region. “Wir haben heute kein Verkehrsproblem. Aber mit der B15 neu werden wir eines bekommen.” Das noch zu bauende Teilstück zwischen Landshut und Rosenheim, wusste sie, sei mit 1,7 Milliarden Euro kalkuliert. Man solle aber bedenken, dass beim Bau der bereits bestehenden Abschnitte die ursprüngliche Planungssumme um 30-40% überschritten wurde.
Die Vilsbiburger Stadträtin Gisela Floegel machte darauf aufmerksam, dass der erste Planungsabschnitt der B15 neu jenseits der A92, welcher nach Geisenhausen führen soll, mit geplanten 320 Millionen Euro der teuerste sein wird. Da sich die Landkreise Mühldorf und Rosenheim mit Kreistagsbeschlüssen gegen die Autobahn aussprechen, sollte man sich diese Ausgaben sparen.
Willi Kreck, Unternehmer und Mitglied der BI Oberbergkirchen, sagte, jetzt seien zeitnahe Lösungen für die verkehrsgeplagten Orte entlang der B15 (alt) gefragt, und keine zukünftigen Utopien.
Zahlen und Fakten
Heiner Müller-Ermann aus Dorfen hatte Zahlen parat: Zwischen 2001 und 2011 ist der Verkehr auf den bayerischen Autobahnen um niedrige 0,1 Prozent jährlich angestiegen. Der Durchgangsverkehr auf der B15 (alt) liegt, laut Angaben auf der Website des bayerischen Verkehrsministeriums, bei durchschnittlich 5300 Fahrzeugen (LKW und PKW) und damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt für Bundesstraßen, welcher bei 9900 Fahrzeugen steht. Hohe Zahlen weisen allerdings die Orte Dorfen (14.100 Fahrzeuge pro Tag) und Taufkirchen ((13.300) auf, dies erkläre sich jedoch durch den Ziel- und Quellverkehr, der durch eine Autobahn in 10 Kilometer Entfernung nicht verändert wird.
Und was bedeutet das alles für Taufkirchen?
Wird die B15 neu jenseits der A92 fortgesetzt, gibt es wegen des Doppelplanungsverbots und wegen fehlender Gelder über Jahrzehnte hinaus keine Chancen für eine innerörtliche Verkehrsberuhigung. Ohne den Fortbau gibt es wenigstens eine Option, dass die Umgehung auf der B388 in Angriff genommen werden kann. Denn das
Planfeststellungsverfahren für die B388-Umfahrung steht schon kurz vom dem Abschluss. Und sobald es Geld gibt, kann’s mit dem Bau der Umfahrung losgehen.