Am 2. September 2018 kam der Vorsitzende des Bundesverkehrsausschusses Cem Özdemir nach Altfraunhofen. Wir hatten ihn eingeladen, um mit ihm über Wege aus der VerkehrTpolitik zu diskutieren.
Cem Özdemir in Altfraunhofen
In seiner einleitenden Rede stellte der Grünen-Politiker nachdenklich machende Fragen: „Wird Audi bald das neue Agfa sein? Wird BMW das neue Nokia?“ Ältere unter den rund 200 Veranstaltungsbesuchern erinnern sich noch an Agfa, früher einer der bekanntesten Film- und Kamerahersteller, dessen Produkte in jedem deutschen Haushalt zu finden waren. Agfa hat die Digitalentwicklung verschlafen und ist längst aufgekauft und ohne Bedeutung. Nokia, seinerzeit der erste und selbstbewusste Handyhersteller, hatte seinerseits den Wandel zu den Smartphones ignoriert und ist heute gleichermaßen bedeutungslos. Ebenso könnte es auch den deutschen Autobauern gehen, setzen sie weiterhin auf veraltete Technik in ihren Produkten.
Freilich, sie werden tatkräftig unterstützt durch eine rückwärts gewandte Politik, die – wie bei der B15 neu – auf 44 Jahre alte Planungen setzt, egal wie die Welt sich seitdem rundum verändert hat. Özdemir nannte in diesem Zusammenhang Digitalisierung und kluge, vernetzte Verkehrskonzepte.
Die sture Ausrichtung auf Straßenneubau statt dem Erhalt von Straßen und Brücken Vorrang einzuräumen – allesamt von deutschen Bürgern mit ihren Steuergeldern finanziert –, statt auf elektrifizierte Bahnstrecken und Gütertransport auf der Schiene zu setzen, darüber lacht man in Österreich und in der Schweiz, so hat es Özdemir selbst erfahren. Aber unsere Unternehmen beschäftigen kluge Köpfe, betonte der ehemalige Grünen-Vorsitzende, sie können weitaus mehr. Zudem entwickeln Jungunternehmer nachhaltige Fahrzeuge und Verkehrskonzepte.
Warum nur dauert es so lange, bis die regional Verantwortlichen und Planer die veränderte Welt zur Kenntnis nehmen? Viele Bürger haben die Zusammenhänge schon längst kapiert.
Cem Özdemir versprach, den Unmut der niederbayerischen Bevölkerung über das unsinnige Autobahnprojekt nach Berlin mitzunehmen.
Ludwig Hartmann, Spitzenkandidat der Grünen in Bayern, war ebenfalls nach Altfraunhofen gekommen. Heute gelte es auf einen in der Fläche einsatzstarken ÖPNV zu setzen, sagte er. Bei seiner Anreise nach Niederbayern war ihm aufgefallen, wie viele Logistikzentren und Gewerbehallen die Autobahn A 92 zwischen München und Landshut säumen. „Hier in Altfraunhofen ist es noch anders.“
Dass dies so bleibt, dafür werden wir uns weiterhin einsetzen.