Transitstrecke von Nord nach Süd
Die Diskussion um die B15 neu ist so segmentiert wie das Projekt.
1. Abschnitt Regensburg – Landshut: Baurecht
2. Landshuter Ostumfahrung und
3. Landshuter Südumfahrung: jeweils im Raumordnungsverfahren, hochumstritten
4. Raumordnungstrasse Landshut – Haag: BVWP2030 Weiterer Bedarf mit Planungsrecht; hochumstritten
5. Abschnitt Haag – Rosenheim: ehem. Raumordnungstrasse, gestrichen.
Die B15 neu ist zur Entlastung der bestehenden Nord-Süd-Autobahn über München erforderlich. Auffällig still wurde es um dieses Argument, seit der Bundesverkehrswegeplan 2030 letztes Jahr in Kraft trat. Angesichts der Segmentierung des Projekts und seiner terminlichen Unvereinbarkeit mit dem Brennerbasistunnnel treten andere Aspekte in den Vordergrund: Jetzt argumentiert man weniger mit der eh fragwürdigen Zeit-, Kraftstoff-, Maut- und CO2-Ersparnis für „Durchgangsverkehre“, sondern mit dem Stadt-Land-Gegensatz. Dem Gefälle der Wirtschaftskraft zwischen der Metropolregion München und dem südostbayerischen Raum soll mit einer B15 neu abgeholfen werden.
So besteht das gewandelte Kriterium für die Leistungsfähigkeit der neuen B15 neu nicht mehr primär in ihrem Vermögen, Hochlast-Durchgangsverkehre („Transit“) von 40.000 Kfz/Tag zu bewältigen, sondern als Multifunktionstrasse den überwiegend kommerziell gedachten Verkehr von Güterverteilzentren in die Region zu ermöglichen.* Eine riskante Sache, wie in einem Interview (in der im Übrigen empfehlenswerten Zeitschrift MUH Nr. 19) mit Werner Bätzing, Professor für Kulturgeographie, deutlich wird: An Schnellstraßen entstehen überall sichtbar die „Wachstumsbänder“ für „exogene Nutzung“, will sagen, es entstehen amorphe Gewerbelandschaften für multinationale Konzerninteressen, welche die Region kolonialisieren, aber nicht entwickeln.
…, sich auch Gedanken um die Entwicklung ländlicher Räume gemacht hat: Christian Schmidt, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. Er hat ein lesenswertes „Grünbuch Ernährung, Landwirtschaft, Ländliche Räume“ vorgestellt, das sich mit der Entwicklung und dem Schutz des Lebensraums von 47 Millionen Deutschen befasst. Es liest sich wie ein Konzept gegen den Zentralisierungstrend, gegen zunehmende Pendlerströme, für Nahversorgung und kurze Wege zu Arbeitsplatz und Infrastruktur.
Bei der B15 neu prallen alte Betonlobby und und neues Umdenken aufeinander. Warum die Raumordnungstrasse Landshut – Haag (bzw ein Korridor) im Regionalplan auf der Tagesordnung bleibt, ist unlogisch, denn die Trasse vernichtet Bauernland, anstatt es, wie Müller wünscht, zu entwickeln. Die B15-Bestandstrasse zu ertüchtigen, das hingegen erfüllte die Zukunftsambitionen, zumal es mit der Flughafentangente bereits eine Nord-Süd-Verbindung der A 92 zur A 94 gibt. Darum:
Keine Stimme für die B15 neu!
* So formuliert es in aller Ausführlichkeit der Regionale Planungsverband Südostoberbayern in seiner zwölften Fortschreibung des Regionalplanes. Es geht offenbar um die Verteilung der vom Brenner herangeführten Waren und um die Abfuhr der in der Region produzierten Produkte.
Lesen Sie, was die Direktkandidaten der Landkreise LA, MÜ und RO zur B15 neu sagen